Was 2006 als
Soloprojekt begann, ist mittlerweile ein wesentlicher Bestandteil der
österreichischen und europäischen Metal-Szene geworden.
J.J., der
Frontmann von Harakiri für den Sky, startete Karg 2006 als Ein-Mann-Projekt. Nach zwei Jahren wurde das erste Album "Von den Winden der
Sehnsucht " 1 -... und leiser wehen die Lieder" veröffentlicht. Stilistisch bewegten man sich
zwischen dunklem Neofolk und depressivem Black Metal.
In 2010 folgte "Von
den Winden der Sehnsucht # 2 - ... und doch hab´ ich deinen Herzschlag noch in
den Ohren". Album Nummer drei "Apathie" ist um einiges experimenteller angehaucht als seine Vorgänger. So ein Schritt kann auch mal sehr schnell nach hinten losgehen, aber nicht in diesem Fall.
"Apathie"
erwies sich als großer Schritt nach vorn. Zu diesem Zeitpunkt begann Karg, sich zu einer Live-Band zu entwickeln.
Zwischen 2010 und 2014 wurden rund 50 Gigs gespielt. Nach dem Sommer 2014 wurden
die Auftritte jedoch immer weniger, da die meisten Bandmitglieder in anderen
Projekten aktiv waren.
Das vierte Werk
"Malstrom" steigerte sich deutlich an Geschwindigkeit und
Aggressivität.
"Weltenasche" vereint alle experimentellen Richtungen und ist das perfekte Ergebnis aller bisherigen Arbeiten. "Weltenasche" ist das erste Album, dessen Texte vollständig im Pongauer Dialekt geschrieben wurden. Ein Punkt, den ich persönlich sehr mag, weil die Emotionen klarer, ehrlicher und geerdeter rüberkommen. Weltenasche ist auch der Beginn einer Trilogie, die mit "Dornenvögel" fortgesetzt wurde und nun mit "Traktat" endet.
Wie "Dornenvögel" ist "Traktat" in Bezug auf Vielfalt schwer zu schlagen. Atmosphärischer Black Metal, Post Rock, Shoegaze, Hardcore und depressiver Black Metal fügen sich perfekt zusammen und schaffen so eine eigene Klangwelt. All diese Elemente erzeugen ein wunderbares Ganzes, ohne wie ein paar Patchwork-Songs zu erscheinen. J.J. brüllt seine wütenden Reden aus tiefstem Herzen. Dabei findet er gekonnt das richtige Stilmittel, um seine schweren Gefühle auszudrücken.
Im zweiten Lied "Jahr ohne Sommer" schwingt eine Magie mit, die sich nicht in Worten ausdrücken lässt. Abgesehen von der eingängigen Melodie sorgt das letzte Drittel des Tracks für Gänsehautstimmung, die heute zur Seltenheit geworden ist.
Mit "Traktat" schafft Karg eine exzellente, melancholische Reise der
Emotionen, die trotz einer Dauer von 76 Minuten nie ihre Spannung verliert.
Für mich ist
Traktat definitiv
unter den Top 3 Alben von 2020. Songwriting, Arrangements und Produktion finden auf höchstem
Niveau statt.
Band(s): Karg
Album: Traktat
Label(s): AOP Records
Jahr: 2020